Hartmut Ide, Ide Quality Consulting
Über 40 Teilnehmer – Geschäftsführer und Qualitätsmanager - interessierten sich bei der Informationsveranstaltung des wvib am 29.11.2016 für die Neuerungen im neuen Automobilstandard.
Der wvib konnte für die Präsentation den Mastertrainer des VDA QMC für die IATF, Hartmut Ide, Ide Quality Consulting, gewinnen. Er war maßgeblich an der Erarbeitung der Schulungsunterlagen für den Standard und die 1st und 2nd Party Auditoren beteiligt.
45 Teilnehmer hörten gespannt der Vortrag von Herr Ide, Mastertrainer des VDA QMC
Eigentlich müsste man in Zukunft von dem IATF 16949 sprechen, denn die IATF hat sich von der Norm ISO/TS 16949 verabschiedet und gibt den „Qualitätsmanagementsystem-Standard der Automobilindustrie“ in eigener Verantwortung heraus. Obwohl der IATF Standard auf der ISO 9001:2015 und allen deren Anforderungen basiert, sind aus diesem Grund im gedruckten Standard die Texte der ISO 9001 nicht mehr enthalten. Die Qualitätsmanager und Auditoren werden daher in Zukunft wohl mit zwei Büchern unterwegs sein.
Wollte man über die IATF ein eine große Überschrift setzen hieße sie: kein Bandstillstand bei einem OEM wegen fehlenden oder fehlerhaften Teilen. Alle Anforderungen tragen zu diesem Ziel bei. Während bei der ISO 9001 das Unternehmen selbst über seine Strategie und damit über seine Risiken und Chancen entscheidet, zielt die IATF darauf ab, jegliche Risiken zu vermeiden. Wo die neue ISO 9001:2015 offener und moderner auftritt, nimmt die IATF im Detail sogar wieder einige Neuerungen zurück. So ist weiterhin ein Handbuch gefordert, es soll wie bisher explizit Vorbeugemaßnahmen geben und wo sinnvoll sind auch statistische Methoden gefordert. Einige bisherige Kundenspezifischen Forderungen finden sich schon direkt im Standard wieder, so beispielsweise der Produktsicherheitsbeauftragte, auch wenn er nicht explizit als solcher genannt ist.
Wie auch in der ISO 9001 steht die Führung jetzt im Zentrum aller Prozesse. Ein Qualitätsmanagementbeauftragter ist als solcher nicht mehr erforderlich. Die Führung selbst hat die Gesamtverantwortung und kann sie über Prozessverantwortliche teilweise delegieren. Hartmut Ide empfahl das jährliche Management Review alter Art in die Regelkommunikation mit der obersten Leitung zu integrieren.
Alle internen Auditoren müssen den IATF Standard kennen und die für das Unternehmen relevanten Werkzeuge beherrschen. Prozessauditoren für Produktionsprozesse müssen dafür technische Kompetenz haben, um vor allem die Risiken der Prozesse erkennen zu können. Die Kompetenz der Trainer muss ebenfalls nachvollziehbar sein.
Wie immer bei einem neuen Standard gibt es noch einigen Interpretationsbedarf. Hartmut Ide erwartet, dass durch Sanktionierte Interpretationen (SI) des IATF nach und nach mehr Klarheit entsteht.
ISO/TS 16949 Zertifikate sind noch maximal bis 14.9.2018 gültig, Rezertifizierungen nach dem alten Standard dürfen maximal bis zum 1.10.2017 durchgeführt werden. Der Auditumfang eines Transitionaudits entspricht einem Rezertifizierungsaudit, wobei der Auditor vor dem eigentlichen Audit die QM-Dokumentation auf Konformität mit dem Standard IATF prüfen muss. Zertifizierungsgesellschaften haben schon angekündigt, dass sie Rezertifizierungen spätestens nach dem 1.7.2017 nur noch nach dem neuen Standard durchführen werden. Das Zeitfenster ist also kurz. Aus diesem Grund empfahl Hartmut Ide die Umsetzung baldmöglichst zu beginnen.
Um seine Mitglieder zu unterstützen, wird der wvib voraussichtlich am 6. und 7. März 2017 ein zweitägiges Seminar zur Umsetzung anbieten. Weitere Informationen dazu gibt es bei Edgar Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Teilnehmer der Infoveranstaltung beim Netzwerken in der Pause