Nur einen Steinwurf voneinander entfernt, liegen in München die Deutschland-Zentrale von Microsoft und das Watson IoT-Center von IBM. Für die IKT-affinen Geschäftsführer und Führungskräfte der wvib Schwarzwald AG eine gute Gelegenheit, um geballte Informationen und Eindrücke von IT-Giganten zu sammeln, die immer mehr Einfluss in die Geschäftsprozesse mittelständischer Unternehmen nehmen. Begriffe wie Cloud- oder Edge-Computing, Datensicherheit und Datenhoheit, Big Data und Künstliche Intelligenz bestimmen die öffentliche Wahrnehmung. Aber welche Technologien sind die richtigen für den Mittelstand? Wie konkret ist die Zuhilfenahme von Künstlicher Intelligenz in realen Prozessen? Und wie kann ein kleiner Mittelständler mit einem US-Giganten zusammenarbeiten, bzw. will der das überhaupt?
Die von den Mitgliedern des wvib-Technologie-Beirats Frank Steinhoff (Knoll Firmengruppe, Umkirch) und Martin Wagner (E.G.O. Elektro-Gerätebau, Oberderdingen) initiierte und im Technologie-Beirat verfeinerte Veranstaltung begann am Vorabend mit einer Keynote von Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung Microsoft Deutschland GmbH. Mit eindrücklichen Worten und Bildern schilderte sie die Wandlung des Lizenzverkäufers Microsoft hin zu einem Lösungsanbieter, der das Ziel verfolgt, den Kunden erfolgreich zu machen. Früher bestimmte die Größe des Kunden über die Anzahl seiner Mitarbeiter und den dazu proportionalen Verkauf an Lizenzen den Geschäftserfolg. Im Zeitalter der Digitalisierung sind häufig kleine Unternehmen, die digitalisierte Produkte auf den Markt bringen, über die Anzahl der verkauften Produkte die größten Umsatzbringer.
Nicht nur die Kunden, auch Microsoft selbst steckt in einem großen Transformationsprozess. Strukturen werden aufgebrochen und neue Formen der Zusammenarbeit werden eingeführt – ein Wandel, der auch mit dem seit 2014 amtierenden CEO Satya Nadella zusammenhängt. Rein äußerlich stehen die rund 100 Besprechungszimmer und sonstigen Büro- und Aufenthaltsräume in der Deutschlandzentrale für neuartige Formen der Zusammenarbeit. Zwischen Keynote und dem abschließenden Netzwerk-Imbiss blieb für die Teilnehmer genügend Zeit für einen ausgiebigen Hausrundgang in kleinen Gruppen.
Der Microsoft-Vormittag wurde gestaltet von Alexander Britz, Leiter Geschäftsbereich Digitale Business Transformation & Internet of Things, und seinen Mitarbeitern. Unterhaltsame Vorträge über Cloud- und Edge-Computing, Fähigkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz (Kann eine KI komponieren?), offene Betriebssysteme (kaum zu glauben, dass so etwas von Microsoft kommt) und die Zukunft der Arbeit riefen Fragen und Diskussionen auf, die häufig drohten, den Zeitrahmen zu sprengen. Im Gedächtnis bleiben Kernaussagen wie „10% der Jobs sind hochgradig gefährdet, weitere 30% verändern sich stark“, Die besten Digitalisierer für Ihr Unternehmen sind schon in Ihrem Unternehmen“ und „Quanten-Computer sind in 8 bis 15 Jahren verfügbar und revolutionieren die Verschlüsselung“. Und natürlich das Wissen um Azure Sphere, einer Lösung, die Microcontroller (MPU´s) auf der ganzen Welte hochsicher und open-source-basiert miteinander vernetzen kann. Klingt durchaus mittelstandstauglich.
Watson, die KI-Plattform von IBM, stand im Mittelpunkt des Nachmittagsprogramms im IBM Watson IoT-Center. Die Einführung gestaltete der Vertriebsleiter Industrie Deutschland, Dr. Johannes Maurer im 22. Stockwerk des imposanten IBM-Towers.
IBM beschreibt sich selbst als „hybrides Cloud-Plattform-Unternehmen, mit kognitiven Lösungen und industriellem Fokus“. Verfolgt werden insbesondere die Themen KI, IoT, Cloud Computing, Blockchain und Quantencomputing. Einige Partner wie z.B. BMW, Cisco Systems oder die Deutsche Telekom haben Arbeitsräume im Center bezogen und ausdrücklich wird auch die Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen gewünscht. In weiteren Vorträgen wurden der „Digital Twin for Engineering“ und mittelstandsnahe Referenzprojekte, wie z.B. Predictive Maintenance oder Chatbots im Service-Bereich vorgestellt. Jeweils wird die Effizienz und Qualität der Prozesse mittels Künstlicher Intelligenz verbessert. Echte Praxisnähe kam auf bei der IoT Workplace Tour, bei der die Teilnehmer kollaborative Robotik, Indoor-Lokalisierung zur Zugriffsbeschränkung, Condition Monitoring von transportablen Objekten oder Qualitätsprüfung mit Kamerasystem in Echtzeit begutachten und diskutieren konnten.
Neben imposanten Gebäude-Architekturen und natürlich vielen hilfreichen Ansätzen und Impulsen zu Zukunftsthemen, an denen niemand vorbeikommt, beeindruckten beide IT-Konzerne durch ihre Gastfreundschaft, die sie gegenüber den Unternehmern der wvib Schwarzwald AG an den Tag legten. Und nicht nur dadurch konnten sie glaubhaft vermitteln, ein ernsthaftes Interesse an der Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen zu haben und auch echten Mehrwert bieten zu können. Ein erster konkreter Ansatz, bei dem sich drei Teilnehmer-Unternehmen zu einem Projekt zusammenschließen wollen, hat sich noch vor dem Ende der Veranstaltung ergeben. Und dass das gleichzeitig stattfindende Oktoberfest nicht das Ziel der Exkursion nach München war, hat von den Teilnehmern keiner bereut.
Weitere Auskünfte erteilt gerne Dr. Gerrit Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!