Die komplette Lieferkette der Automobil-Industrie steht vor der riesigen Herausforderung, sich einem stark im Wandel begriffenen internationalen Marktumfeld anzupassen. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die Entwicklungen auf den globalen Märkten frühzeitig zu erkennen und angebotsseitig darauf zu reagieren.
Gemeinsam mit den beiden südwestdeutschen Clustern Commercial Vehicle Cluster Nutzfahrzeuge GmbH in Kaiserslautern und der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn GmbH hat der wvib im Rahmen einer Studie von der Prognos AG erarbeiten lassen, wie regulatorische Eingriffe, Zulassungsverbote oder Marktzugangshemmnisse die Marktsituationen in den zehn wichtigsten Automotive-Märkten weltweit beeinflussen. Die Präsentation dieser Studie stand im Mittelpunkt der Info-Veranstaltung, bei der Projektleiter Sven Altenburg von der Prognos AG über die Ergebnisse referierte.
Dabei vermittelte er ein umfassendes Bild darüber, wie regulatorische Eingriffe die Marktsituation beeinflussen und vor allem wo und in welchem Zeitraum diese Veränderungen zu erwarten sind. Überraschend beispielsweise, dass bisher lediglich in einem aufstrebenden Automobil-Markt ein Zulassungsverbot für Diesel-PKW besteht: nämlich seit 1976 in Brasilien. Hier, wie auch in vielen anderen Regionen zeigt sich in der Studie, dass Gesetzesvorhaben oder Regelungen einen klimapolitischen Anstrich haben, sehr oft aber massive wirtschaftliche Interessen die Vorhaben manifestieren oder eben verhindern. Technische Regularien existieren praktisch überall, sind aber häufig sehr ähnlich und stellen keine wirklichen Hürden dar. Anders ist das wieder bei den Herkunftsregeln, die weltweit sehr unterschiedlich sind und durchaus einen großen Einfluss haben. Anhand von Ländersteckbriefen gibt die Studie einen Überblick über die zehn wichtigsten Absatzmärkte und ihre vorhandene Zusammensetzung in Fahrzeugbestand und Infrastruktur zum Laden und Auftanken alternativer Antriebe.
Speziell auf die Situation der Progress-Werk Oberkirch AG (PWO) ging anschließend Gastgeber und Sprecher des Vorstands Dr. Volker Simon ein. Mehr als 3.300 Mitarbeiter weltweit sorgen für höchste Liefertreue und –qualität bei PWO. Mit Produktionswerken beheimatet dort, wo Fahrzeuge hergestellt werden, in Deutschland, China, Kanada, Mexiko und Tschechien, stehen Umformprozesse und die Montage komplexer Subsysteme im Mittelpunkt der Produkte, die der Sicherheit und dem Komfort im Automobil dienen. Etwa ein Drittel wird direkt an OEM geliefert, die restlichen zwei Drittel an Zulieferer. Um für die Zukunft optimal aufgestellt zu sein, wurde eine Strategie ausgearbeitet, die von einem jährlichen weltweiten Wachstum der Automobil-Märkte von etwa 2% ausgeht. Wachstumspotenziale sind vorhanden, so dass PWO den Fokus weiterhin auf den Automobilsektor legt und keine Diversifizierung in andere Industrie-Märkte anstrebt. Stanzen und Tiefziehen von Metallen bleiben die Kern-Technologien mit denen fünf Produktlinien, wie z.B. Gehäuse für Elektromotoren oder Instrumententafel-Träger bedient werden. Die Produktionsstandorte sollen weiter spezialisiert werden um schlanke Prozesse und eine möglichst große Anlageneffizienz zu gewährleisten. Und nicht zuletzt durch herausragende Qualität, technisches Know-how, exzellentes Projektmanagement und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden, wird PWO auch in Zukunft ein gefragter Partner der OEM und Tier1 sein.
Abgerundet wurde die Veranstaltung von Prof. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, der Zukunftsperspektive für Zulieferer aufzeigte. Basierend auf Daten der Top100-Zulieferer weltweit wurde deutlich, wie sich Zulieferer in den letzten Jahren im Vergleich zu den OEM entwickelt haben und wohin die Reise vermutlich geht. Ausdrücklich unterstrich Prof. Reindl die Notwendigkeit für Zulieferer in Strategiebildung und Portfoliomanagement einzusteigen und bestätigte damit die vorab von Dr. Simon für PWO gezeigte Vorgehensweise. Von den vorgestellten Trends sieht Prof. Reindl einige, wie die Assistenzsysteme, frühzeitig und mit Macht kommen, während das vollautonome Fahren nach seiner Ansicht noch lange Zeit keine Rolle spielen wird.
Beim abschließenden Imbiss konnten die Teilnehmer mit den Referenten über Marktsituationen und technologische Trends diskutieren. Letztlich wurde das Ziel der Veranstaltung, ein kleines bisschen mehr Orientierung im Dschungel der Automotive-Welt zu geben, in einer Zeit, in der viele Diskussionen und Vorgehensweisen unkoordiniert und wenig planbar erscheinen erreicht.
Und für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es nun die Möglichkeit, die gedruckte Studie zu einem Unkostenbeitrag von 20,- € pro Stück zu erwerben. Interessenten wenden sich bitte an Dr. Gerrit Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!