Will man das Fazit der Online-Konferenz „Das resiliente Unternehmen“ so kurz wie möglich zusammenfassen, könnte es „Baue Schiffe, keine Deiche“ heißen. Schiffe schwimmen, egal wie hoch das Wasser steigt. Bei Dämmen geht man von der Einschätzung eines Maximal-Ereignisses aus, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen.
In einem innovativen Format, gemeinsam organisiert von der wvib Schwarzwald AG und der Festo Vertrieb GmbH traten die Referenten live auf einem Festo-Messestand auf, die Teilnehmer wurden online zugeschaltet. Im Chat waren Fragen sowohl an die Referenten und die Organisatoren jederzeit möglich und wurden spätestens bei der Podiumsdiskussion beantwortet. Parallel konnte ein virtueller Betriebsrundgang aufgerufen, der Festo-Messestand besucht oder Informationen über Festo-Produkte und wvib-Inhalte abgerufen werden.
Gemeinsam eröffneten Dr. Christoph Münzer und Gastgeber Jörg Kipper, Geschäftsführer der Festo Vertrieb GmbH die Online-Konferenz und stellten klar, dass Resilienz ein wichtiges Thema für jedes Unternehmen ist - und das nicht erst seit der Corona-Pandemie.
Sicht- und Herangehensweise eines mittelständischen Familienunternehmens stellte Alfons Riek, Vice President Technology and Innovation der Festo SE, vor: „Es ist gefährlich, das Bewährte zu tun“. Besser ist es, sich zu fragen, ob das Bewährte noch gültig ist und zu überlegen, was ein Unternehmen wirklich nach vorne bringt. Familienunternehmen denken in Generationen und haben die Möglichkeit, mit Mut und Risikobereitschaft Neuland zu betreten.
Die Lieferkette hatte Gerald Penner, Geschäftsführer der Streck Transportges. mbH, im Blick und zeigte anhand einiger Beispiele regionale oder globale Auswirkungen verschiedener Ereignisse auf. Um resilient zu sein ist es wichtig, im Vorfeld Transparenz über die Lieferkette zu schaffen, Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zu kennen und sich vor allem auf das Vorhersehbare und Kontrollierbare zu konzentrieren. Agile Prozesse und eine agile Organisation tragen entscheidend dazu bei.
Tanja Maaß, Geschäftsführerin der Resolto Informatik GmbH, ging der Frage nach, wie Daten und eine KI-basierte Analyse Unternehmen helfen können, resilient zu sein. Advanced Analytics hilft, Abweichungen in Mustern zu erkennen, die ähnlich schon einmal vorgekommen sind. Effizienzsteigerung und vorausschauende Reaktionen können damit erreicht werden.
Dr. Christoph Münzer moderierte die anschließende Podiumsdiskussion mit vielen Fragen des Online-Publikums. Klargestellt wurde, dass Resilienz eine Systemeigenschaft ist und kein Prozess. Es reicht also nicht, einen Resilienz-Beauftragten einzusetzen. Das ganze System muss reaktionsfähig sein, nur dann kann ein Unternehmen auf Umweltreize reagieren. Schnelle Entscheidungswege und dezentral getroffene Entscheidungen sind ebenso wichtig, wie ein unternehmerisches Denken überall im Unternehmen.
Startups, die Flexibilität und Resilienz bieten, präsentierten sich in Form eines kurzen Pitchs, moderiert von Alfons Riek.
Soley ist SAP-Partner und verknüpft mit Software-Lösungen das Produktportfolio mit dem Wertstrom. Möglich sind Was-wäre-wenn-Analysen und Stresstests, die Risiken innerhalb des Wertstroms aufdecken können.
Magazino entwickelt und baut intelligente Roboter für die Intralogistik. Mehr als 50 Sensoren und Kameras sorgen für Sicherheit und nehmen viele Umgebungsdaten auf, die in der Cloud gespeichert werden und allen Transportrobotern zur Verfügung stehen. Resilient ist, dass die Roboter remote angesprochen und bedient werden können.
Holo-Light entwickelt industrielle Augmented-Reality-Lösungen für Unternehmen, um Engineering-Prozesse zu optimieren und zu vereinfachen. Unterstützt werden beispielsweise Konstrukteure, die in unterschiedlichen Regionen der Welt sitzen und eine Baugruppe freischwebend im Raum vor sich haben.
Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete Prof. Dr. Gunter Dueck, promovierter Mathematiker, Buchautor und Redner, online zugeschaltet, der ein umfassendes Bild der Welt, in der wir leben zeichnete. Prof. Dueck prägt den Begriff „Organisierung“, die wichtig ist, um ein Unternehmen langfristig am Leben zu erhalten. Probleme und Innovation werden nicht durch Organisation gelöst. Womit der direkte Bezug zum Vortragstitel von Prof. Dueck hergestellt ist: Baue Schiffe und keine Deiche.
Ein innovatives Format, basierend auf einer tollen Zusammenarbeit mit Festo und erfrischenden Referenten, lieferte den Teilnehmern eine große Bandbreite an Ideen und Eindrücken. Schade für alle, die nicht dabei sein konnten – und Hände weg von der Ernennung eines Resilienz-Beauftragten.
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