Ende 2013 wurden im Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas weitreichende Wirtschafts-, Sozial-, und Rechtsreformen beschlossen, um das Land weiter zu modernisieren. So sollen unter anderem Wanderarbeiter zukünftig Zugang zu Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung erhalten, Monopol-Preise nicht mehr vom Staat festgelegt und der Finanzmarkt liberalisiert werden.
Die Reformen zielen auf eine nachhaltige und stärker auf den Binnenkonsum ausgerichtete Wirtschaft ab. Gleichzeitig will sich China weiter für den Westen öffnen. So versicherte der chinesische Premierminister Li Keqiang bei der letzten Plenarsitzung im März 2015, dass Unternehmen und ausländische Investoren eine größere Rolle in der chinesischen Wirtschaft spielen sollen.
China möchte nicht mehr nur Werkbank sein, sondern sich zu einer technologiestarken Wirtschaft entwickeln. Auch beim deutschchinesischen Wirtschaftsgipfel „Hamburg Summit: China meets Europe“ wurde deutlich, dass technologisches Know-how verstärkt in den Fokus der chinesischen Wirtschaft rückt und China sich weiter internationalisiert.
Chinesische Industrieunternehmen gründen weltweit Niederlassungen und bauen Produktionsstandorte. Chinesische Investoren sind an der Übernahme bzw. dem Zusammenschluss mit deutschen Unternehmen stark interessiert. Laut der erst vor Kurzem in Deutschland gegründeten Chinesischen Handelskammer, haben inzwischen etwa 2000 chinesische Unternehmen eine Firma in Deutschland übernommen oder betreiben ein Joint Venture. In der Regel wird in kleine oder mittelständische Unternehmen investiert. Auffällig ist, dass sich die Firmen bislang hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Hamburg ansiedeln, während die neuen Bundesländer kaum in Betracht gezogen werden. Nach einer Prognose des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) wird das Interesse chinesischer Investoren an Westeuropa auch in Zukunft ungebrochen bleiben. So könnten auch in Deutschlands Süden Investitionen oder Übernahmen in den nächsten Jahren zunehmen.
Laut Chinesischer Handelskammer investieren vermehrt chinesische Privatunternehmen in den deutschen Markt. In einer im September erschienenen Studie der Chinesischen Handelskammer liegen die Gründe in der guten Infrastruktur, der schnellen Erreichbarkeit sowie der guten geographischen Lage in Europa. Interessante Branchen seien der Maschinenbau sowie die Automobilbranche.
In der Region hat die chinesische Lust an Auslandsinvestitionen vor eineinhalb Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Das wvib-Mitgliedsunternehmen m-tec mathis technik gmbh mit Sitz in Neuenburg wurde im Dezember 2013 von der französischen Konzernmutter Saint-Gobain an die chinesische Zoomlion Heavy Industry Science & Technology veräußert. Die Zoomlion Gruppe ist zweitgrößter chinesischer Hersteller von Baumaschinen und trat in diesem Fall als strategischer Investor auf. Für die Firma m-tec unter Leitung von Geschäftsführer Dr. Michael Meding war die Entscheidung bislang offensichtlich nicht von Nachteil und dürfte helfen, Vorurteile gegenüber chinesischen Investoren zu verringern.