Die Automobilindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige entwickelt. In Deutschland spielt die Automobilindustrie mit einem Umsatz von annähernd 300 Mrd. € und 750.000 Beschäftigten eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben. Die Globalisierung hat zu einer dramatischen Konzentrationsbewegung geführt. Die Absatzkrise in 2008 und 2009 hat den Überlebenskampf der Automobilhersteller verschärft. Die Krise hat die Zulieferer hart getroffen, in Deutschland mussten mehrere Dutzend Unternehmen Insolvenz anmelden. Es kommt verstärkt zu Zusammenschlüssen (wie z.B. ZF/TRW) und neuen Geschäftsmodellen. In gleichem Maße wie sich die Automobilindustrie verändert und die strategischen Herausforderungen für Hersteller und Zulieferer zunehmen, steigen auch die Anforderungen an das Projektmanagement.
Die Käuferschaft erwartet auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Autos mit neuesten Technologien und hoher Funktionalität. Allerdings ist sie immer weniger bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen. Die Hersteller sind gezwungen, in immer kürzeren Abständen neue Fahrzeuge, Modelle oder technische Innovationen auf den Markt zu bringen, und das mit hoher Qualität zu attraktiven Preisen. Es stehen immer geringere Budgets für die Entwicklung bei einem verkürzten „time-to-market" zur Verfügung. Die Anforderungen an Effizienz und Effektivität in der Projektabwicklung steigen. Das Projektmanagement wird zur Kernkompetenz.
Voraussetzung für professionelles Projektmanagement ist eine standardisierte Vorgehensweise von der Projektdefinition bis zum Projektabschluss. Steigende Kundenanforderungen, die Notwendigkeit der Differenzierung zwischen unterschiedlichen Fahrzeugmodellen und die kooperative Projektabwicklung erfordern eine frühzeitige Abklärung und Formulierung der Ziele im Rahmen des Lastenheftes.
Die zunehmende Komplexität in der Automobilindustrie erzwingt eine professionelle Projektplanung und deren Abstimmung mit den beteiligten Projektpartnern. Kooperative Projektarbeit über Bereichs- und Unternehmensgrenzen hinweg erfordert gerade zu Beginn eines Projektes Klarheit bezüglich der Zuständigkeiten (Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten) sowie der organisatorischen Regeln im Netzwerk zwischen Herstellern und Zulieferern. Infolge der Dynamik in der automobilen Produktentstehung ist es notwendig, ein systematisches Änderungsmanagement zu implementieren. Neben der Vermeidung und Vorverlagerung von Änderungen sollten standardisierte und IT-gestützte Abläufe für mehr Effizienz und Effektivität sorgen. Vor diesem Hintergrund bietet der wvib am 15. und 16. September das Praxisseminar „Projektmanagement für Automobilzulieferer" an.