Liebe Chefs der Schwarzwald AG,
Europa – ein großer Gedanke: Demokratie, Marktwirtschaft und christliche Werte sollten den Weg in die Nachkriegszeit ebnen. Völker und Märkte sollten zusammenwachsen und gemeinsam stärker werden – wirtschaftlich und politisch. Vier Freiheiten standen am Beginn dieses großartigen Projekts, das uns die längste Friedensperiode der Geschichte beschert hat. Es ging den Vätern der römischen Verträge um einen freien Warenverkehr, die Freizügigkeit der Personen, den freien Austausch von Dienstleistungen und den freien Verkehr von Kapital. Grundlage dieser Freiheiten war die Anerkennung der nationalen Standards und eine fortschreitende Harmonisierung derselben. Ein grenzenloses Europa ist eine phantastische Vision, die wir am Oberrhein immer gerne feiern!
Leider werden Visionen im Tagesgeschäft gerne vergessen und durch Prestigeprojekte ersetzt. Der Euro hat die finanzielle Solidität Europas stark beansprucht. Die anhaltende Null-Zins-Politik bringt Banken, Versicherungen und Krankenkassen an ihre Grenzen. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge der Babyboomer – ein Ausgleich zu den Kürzungen bei der staatlichen Rente – schmilzt.
Die Ursprungs-Vision – unsere vier Freiheiten – sind hingegen noch lange nicht erreicht. Ein aktuelles Beispiel: Ein Servicetechniker aus Offenburg darf aufgrund des französischen Entsendegesetzes nicht mehr nach Straßburg zur Reparatur fahren, ohne zuvor französische Formulare auszufüllen und vor der Abfahrt einen französischen Bürgen zu benennen. Angeblich geht es um den Kampf gegen Lohndumping und Schwarzarbeit! Zwar sind die Franzosen beim Thema Bürokratie naturellement um Längen phantasievoller als wir, doch ist es, wenn ein Franzose nach Deutschland fährt, auch noch kleinkariert genug. Europäer sind offenbar alle Lohndrücker.
Wer Formularausfüllen nicht mag, darf einen französischen Dienstleister damit beauftragen. Regulärer Kostensatz: 300 Euro Pauschale zzgl. 150 Euro Stundenlohn. Für unsere Mitglieder haben wir eine preiswertere Verbandslösung am Start. Aber trotzdem tut uns das Herz weh, wenn wir an Europa – Vision und Wirklichkeit – denken!
Einen weihnachtlichen Dezember wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Christoph Münzer