Wenn die Schaeffler AG, einer der größten Automobilzulieferer weltweit, die anderen Mitgliedsunternehmen der wvib Schwarzwald AG zum Clustertreffen Automotive einlädt, dann ist der Zuspruch groß. Und nebenbei war es für viele der 60 Teilnehmer ein Zeichen wiedergewonnener Freiheit, an einem persönlichen Treffen dieser Größenordnung teilzunehmen.
Gastgeber Schaeffler Automotive Bühl hatte einen großen Raum im benachbarten Gebäude des Möbelherstellers USM Haller angemietet und Hygiene und Abstandsregeln konnten so selbstverständlich eingehalten werden. Mehrere Vorträge, zusammengestellt von wvib Automotive-Beirat Dr. Roland Welter, Leiter Projektmanagement E-Mobilität bei Schaeffler, beschrieben die Transformation in die alternative Antriebstechnik, die bei Schaeffler bereits seit vielen Jahren vorangetrieben wird.
Einen sehr guten Gesamtüberblick gab zunächst Manfred Homm, Leiter R&D Powertrain & E-Mobility, der die unterschiedlichen Antriebsarten in Bezug auf CO2-Ausstoß und Wirkungsgrad gegenüberstellte. Nach wie vor rechnet man mit einer Verteilung von 30% batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen, 40% Hybridfahrzeugen und 30% reinen Verbrennern weltweit für das Jahr 2030. Für alle Antriebsarten hat Schaeffler Lösungen im Portfolio und entwickelt diese weiter.
Wie die Transformation letztlich vonstatten geht, zeigte Dr. Roland Welter in seinem Vortrag. Im Kern geht es darum, exisitierende Technologie in die neue Welt zu transferieren. Spezielle Anforderungen von Dämpfern in Hybridantrieben, z.B. die Anfälligkeit gegen Drehmomentspitzen bei Schlägen von der Straße, können mit neu entwickelter Technologie erfüllt werden. Das Multi-Mode-Hybrid-Getriebe ist ein Beispiel für die optimale Verbindung von Verbrennungs- mit Elektromotor. Natürlich werden viele Schaeffler-Lösungen bereits heute in Serienmodellen mit alternativen Antriebslösungen verbaut. Dass bei der Transformation nicht nur die Produkte und Systeme verändert, sondern auch die Menschen mitgenommen werden müssen, versteht sich von selbst. Schaeffler hat dazu mehrere Programme gestartet, die den Wandel begleiten.
Als Gastrednerin gab anschließend Alexandra Bornstein, Referentin Öffentlichkeitsarbeit und Trainerin der EnBW einen Einblick in die Transformation beim Energieversorger. Sie stellte das größte Laufwasserkraftwerk Deutschlands in Iffezheim vor und hielt ein Plädoyer für erneuerbare Energien und intelligente Netze, in denen Batterien als Zwischenspeicher dienen können. Bei nur 20 Minuten durchschnittlicher Tagesnutzungszeit eines PKW könnte das klappen - wenn die Technik vorhanden ist und der Ausbau regenerativer Energien zügig weitergeht.
Die Ohren wurden gespitzt, als Bernd Emig, Leiter Einkauf E-Mobilität, den Teilnehmern vorstellte, welche Beschaffungsbedarfe Schaeffler durch die Transformation in den nächsten Jahren hat. Viele Chancen ergeben sich daraus für bestehende Zulieferer, aber auch neue Zulieferer für ganz neue Komponenten werden gesucht. Insgesamt sind die dispositiven Herausforderungen mächtig gestiegen und Schaeffler reagiert darauf mit dem System der intelligenten Konsignation. Die Produktion wird von den Kundenbedarfen entkoppelt und Prozesse intelligent angepasst. Die Rückverfolgbarkeit ist bis auf Behälterebene gegeben und als Plattform wird SupplyOn genutzt. Damit ist zum Beispiel für einen Lohnbearbeiter die gemeinsame Sicht auf die gesamte Supply Chain möglich. Schaeffler sieht einen großen Bedarf an Komponenten und Subsystemen. Man will Lieferanten frühzeitig einbinden und strebt gemeinsam mit ihnen die Technologieführerschaft an.
Tobias Schübel, Director Industrial Engineering E-Mobility, führte zum Abschluss der Vorträge die Idee der flexiblen Bedarfsdeckung fort und referierte über die Factory for tommorrow. In einer ganzheitlichen Betrachtung wird die ultraeffiziente Fabrik, bei gleichzeitiger CO2-Neutralität angestrebt. Im Projekt Agilo Drive wird gemeinsam mit dem KIT und anderen Partnern an einer skalierbaren und flexiblen Fertigung von E-Motoren geforscht.
Bei der Abschlussdiskussion, moderiert von Clément Feltz, Leiter Vehicle Technologies, wurde genau diese Flexibilität wieder aufgegriffen. Bedeuten flexible Mengen in hoher Varianz auch flexible Einkaufspreise, wenn Stückzahl-Prognosen noch schwieriger werden? Teilweise beantworten kann man das mit flexiblem Invest, der stückzahlabhängig in einer skalierbaren Fertigungszelle getätigt wird. Auf der anderen Seite sind auch Gleichteileverwendung und ein Baukastenprinzip Antworten auf steigende Varianz uind Volatilität. Hoch interessante Beiträge, die vielfältige Chancen für alle Beteiligten innerhalb der Lieferkette aufzeigten. Trotzdem wurde auch klar: Einfach wird es nicht, aber sonst könnte es ja jeder.
Mit Aufbruchstimmung und viel Optimismus, dank der vorhandenen Chancen, endete das Cluster-Treffen bei einem ausgezeichneten Netzwerk-Imbiss. Die umsichtigen Gastgeber hatten sogar auf den Stehtischen mit Plexiglasscheiben für Abstand und Schutz vor Aerosolen gesorgt. Parallel konnten in den Präsentation vorgestellte Ausstellungsstücke in Augenschein genommen werden. Und Optimismus verbreitete dieser Nachmittag einfach auch, weil man sich endlich mal wieder treffen konnte. Ein herzliches Dankeschön an tolle Gastgeber bei Schaeffler Automotive Bühl.
Das nächste Highlight des Clusters Automotive wird der Automotive-Gipfel am 10. Dezember in Donaueschingen sein - www.automotive-gipfel.de. Für 2021 werden wieder zwei Clustertreffen geplant und auch die Chefsache IAA während der Fachbesuchertage, erstmals in München, wird wieder ein Pflicht-Termin im wvib-Cluster Automotive werden.
Fragen zum wvib-Cluster Automotive beantwortet gerne
Dr. Gerrit Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!