Dr. Marcus Majumdar sprach beim DGQ-Regionalkreis Südbaden über das Thema Change Management und Organisationsentwicklung als Aufgabe und Erfolgsfaktor für Qualitätsmanager.
Dr. Marcus Majumdar ist Beauftragter für Organisationsentwicklung am Regierungspräsidium Freiburg. Zudem ist er DGQ-Trainer und hat das Modul „Change Management und Organisationsentwicklung“ im QM-Executive Führungskräfteprogramm der DGQ entwickelt.
Außerdem arbeitet er im DGQ-Fachkreis Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung mit. Vor seiner Mitarbeit am Regierungspräsidium Freiburg war Führungskräfte- und Organisationsentwickler in der Polizei Baden-Württemberg. Ab 2011 arbeitete er an der Reform der Polizei Baden-Württemberg mit. Ab 2013 war er Leiter des Kriseninterventionsteams für die über 1000 Schulen im Regierungsbezirk Freiburg. Als Beauftragter für Organisationsentwicklung berät er seit 2015 im Regierungspräsidiums Freiburg in strategischen Fragen.
Als Einführung stellte er den Teilnehmern des Treffens das DGQ-Führungskräfteprogramm QM-Executive vor. Als wichtigster Hebel im Qualitätsmanagement wurde Führungsqualität, Führungshaltung und Führungskultur dargestellt. Zukünftig wird es eine noch stärkere Trennung zwischen operativer Qualitätssicherung (QS) und strategischem Qualitätsmanagement (QM) geben.
In vielen Betrieben kommen Qualitätsmanager zunehmend in die Rolle, verändernd und nahe an der Führung zu agieren. Qualitätsmanagement wird dabei immer mehr zur Organisationsentwicklung bzw. zum Veränderungsmanagement und manche Qualitätsmanagementbeauftragte haben dadurch die Chance, sich selbst in diesem Aufgabenfeld und näher an der Führung zu positionieren. Wird Organisationsentwicklung sehr ziel- und projektorientiert verstanden, wird zunehmend der Begriff „Change Management“ verwendet.
Organisationsentwicklung besteht laut Dr. Majumdar aus Werkzeugen und mehr noch aus „Denkzeug“ bzw. Prinzipien, wie bei Kurt Lewins Dreischritt (Unfreeze-Move/Change-Refreeze) und im 8-Schritte Modell von John P. Kotter dargestellt. Wollen Qualitätsmanager als Organisationsentwickler Erfolg haben, ist es hilfreich, ihre Kompetenzen im Bereich Organisationsdiagnostik, Projektmanagement und Prozessbegleitung auszubauen.
Dr. Majumdar fragte provokativ, wie ein Unternehmen seine Organisationsprojekte „in den Sand setzen“ kann. Dass die Zuhörer spontan zahlreiche Faktoren nennen konnten, zeigte, dass sie bereits selbst viel Erfahrung in diesem Bereich haben und dass Veränderungsmanagement eine strategisch sehr relevante Führungsaufgabe ist, die aber selten systematisch und mit der gebotenen Professionalität verfolgt wird.
Bei größeren Veränderungsvorhaben sollte von Anfang an ein professionelles Projektmanagement nach allen Regeln der Kunst genutzt werden. Wenn die vorbereitenden „Auftau-Schritte“ (Problembewusstsein und Veränderungsmotivation erzeugen, Sinn vermitteln und Orientierung geben, Befähigen etc.) sowie jahrelanges „Hegen und Pflegen“ der vorgenommenen Änderungen (nicht nur in Strukturen und Abläufen, sondern auch im Selbstverständnis und der Organisationskultur) nicht systematisch erfolgt, ist die Gefahr des Rückfalls sehr groß.
Ein QM-naher, handwerklicher Ansatz der Organisationsentwicklung könnte darin bestehen, in der Prozesslandkarte Organisationsentwicklung als eigenen Führungsprozess zu etablieren. Dabei soll die Erhöhung des Reifegrades der organisationalen Struktur und Kultur in allen Prozessschritten der Organisationsentwicklung (Analyse, Konzeption, Durchführung, Evaluation, Kommunikation) verzahnt werden.
Nach einer Selbstbewertung (Analyse) kann ein Organisationsentwicklungs-Fahrplan (Konzeption) eine rollierende Planung über ca. 3 Jahre erleichtern und mit dem Ziel-/Strategieprozess eng verbunden werden. Für alle Prozessschritte bzw. einen QM-nahen Ansatz der Organisationsentwicklung können ganzheitliche QM-Modelle wie z.B. das EFQM-Modell genutzt werden, vorausgesetzt, es ist „kulturkompatibel“ und intern vermittelbar.
Bei all diesen Schritten nimmt der Organisationsentwickler ‚Aufgaben eines internen Beraters wahr. Rollen- und Auftragsklarheit ist hierbei für den Organisationsentwickler absolut (überlebens-)notwendig. Eine gute Auftrags- und Zielklärung mit der Geschäftsleitung macht den halben Erfolg aus. Dr. Majumdar schloss mit dem Mantra der Organisationsentwicklung: In jedem Betrieb muss eine maßgeschneiderte Einzelfalllösung gefunden werden, aber immer gilt es, Betroffene zu Beteiligten zu machen.